Zeichnen mit Licht
Fotografie bedeutet sinngemäß „zeichnen mit Licht“. Wir haben sehr viel künstliches Licht um uns herum, das wir für unsere Fotografien kreativ einsetzen können. Wir können dieses Licht steuern, regeln und es sichtbar mit der Kamera festhalten. Treffender wäre die Formulierung, wir halten die Spuren des Lichtes fest. Ich zeige euch hier ein paar Möglichkeiten, wie das Ergebnis dieser kreativen Zeitgestaltung aussehen könnte.
Was brauchen wir nun alles? Natürlich eine Kamera mit der Möglichkeit im manuellen Modus zu fotografieren. Da wir sehr lange Verschlusszeiten einstellen müssen, benötigen wir auch ein Stativ für die Kamera, oder wir suchen einen festen Untergrund um die Kamera abzustellen. Allerdings schränkt das sehr eine ordentliche Bildkompositionen ein. Freihand ist sowas nicht bzw. kaum möglich. Ein Fernauslöser wäre auch von Vorteil. Das kann man auch mit der verzögerten Auslösezeit realisieren, aber es gibt eben Motive oder Bildideen, die sich viel einfacher und leichter mit einem Fernauslöser umsetzen lassen. Jetzt warten wir bis es dunkel wird und dann suchen wir uns Lichtquellen, die sich bewegen. Bewegung ist ja genau das, was wir benötigen um später die Lichtzeichnung sichtbar machen zu können. Am leichtesten gelingen dir eine solche Aufnahme an Kreuzungen oder an relativ viel befahrenen Straßen.
Hier meine Einstellungen zu dem Bild: Zeit 20 Sekunden, Blende F16, ISO 100
Während der Mittagsonne macht das ganze natürlich wenig Sinn. Die Dunkelheit ist ist unsere Zeit. Nach dem man sich positioniert, den Bildausschnitt festgelegt und fokussiert hat, wartet und beobachtet man den Verkehr und schaut, wie lange eine Auto für die Strecke an uns vorbei, bis hinten um die Kurve zu fahren benötigt. Für so ein Bild, wie unten zu sehen, ist das Wichtigste eine lange Zeit, damit die Lichter bis zum Bildende durchgehend eingefangen werden. Wundert euch nicht, wenn die Verkehrsteilnehmer plötzlich langsamer fahren. Sie verwechseln uns öfters mit einer anderen Berufsgruppe, die auch vom Straßenrand aus Fotos machen. Die Einstellung für die maximale Belichtungszeit beträgt in der Regel bei fast allen Kameramodellen 30 Sekunden. Wenn Du längere Belichtungszeiten benötigst, oder aber unabhängig von einer Zeitvorgabe belichten möchtest, dann musst du in den BULP Modus umschalten. Hier bleibt der Verschluss solange offen, bis Du wieder das Signal zum Schließen gibst. Am besten ohne die Kamera zu berühren, mit einem Fernauslöser. Auch ein Smartphone kann inzwischen als Auslöser benutzt werden. Vorteil von BULP ist eben die totale Kontrolle. Du löst aus, wenn du dein Bild startest und wenn du denkst jetzt hab ich alles , dann löst du quasi erneut aus. Diesmal schließt der Verschluss und das Bild ist im Kasten. Du kannst Bruchteile von Sekunden, bis hin zu vielen Minuten belichten. Meine persönliche längste Belichtungszeit liegt irgendwo um die 10 Minuten.
Um sehr einfach und effektiv Lichtspuren zu fotografieren, kann man auch Volksfeste und Feuerwerke anvisieren. Allein die Belichtungszeit ist entscheidend dafür, wie die Lichtspuren dann später gesehen werden. ISO würde ich immer bei 100 lassen und die Blende ist abhängig davon, ob ich z.B. starre Lichtquellen als Blendesterne zusätzlich sehen will (Bild oben die Straßenlaternen). Also die Blende ist das kreative Mittel der Tiefenschärfe und hat wenig mit den Lichtspuren hier zu tun. Ist das Licht jedoch zu hell, dann kann ich die Blende dazu nutzen, um das Bild dunkler zu machen – kleine Blendenöffnung – große Zahl. Nun kann ich wieder meine Belichtungszeit verlängern, um den Effekt mit den Lichtspuren zu optimieren.
Viel kreativer, lustiger und auch anspruchsvollere variante der Lichtmalerei ist, wenn man tatsächlich die Bedeutung des Wortes Fotografie, zeichnen mit Licht wörtlich umsetzt. Es macht sehr viel Spaß und die Ergebnisse sind spannend und einfach mal komplett was anderes. Die Kameraeinstellungen sind wieder die gleichen. Manueller Modus, Stativ, ISO 100, Blende je nach Wunsch aber so um die Blende 8 macht man nicht falsch. Belichtungszeit BULP. Warum, das schreibe ich gleich nach den Bildern.
Ablauf in wenigen Schritten
Diesmal musst du eine Lichtquelle als Malstift benutzen. Ich empfehle dazu eine kleine Taschenlampe. Zieh dich dunkel an, wenn du selbst nicht auf den Bildern nicht zu sehen sein sollst. Kamera steht auf einem Stativ und du hast dir auch schon eine Blickrichtung ausgesucht, nach hinten viel Platz. Am besten auch etwas weitwinkliger damit du links und rechts auch Platz hast. Du musst nun auch schon fokussiert haben. Such dir dafür in deiner Blickrichtung einen hellen Punkt und fokussiere darauf. Danach nicht mehr zoomen. Um den Fokus dann nicht mehr aus versehen zu ändern, schalte ich spätestens ab hier, auch den Fokus auf manuell. Weitere Einstellungen: Modusrad M, Zeit auf BULP, Blende F8 und ISO 100. Jetzt geht es los. Ich steh hinter der Kamera, löse mit der Fernbedienung im BULP Modus die Kamera aus. Da ich ja mein Bildausschnitt kenne, lauf ich nun ins Bild hinein. Dabei ist meine Taschenlampe natürlich noch AUS. An meinem Startpunkt angekommen, schalte ich meine Taschenlampe EIN, habe aber mit einer Hand das Licht noch verdeckt. Je nach dem was ich machen möchte lege ich los. Zum Beispiel die Bäume. Ich nehme meine Hand vom Lichtkegel weg, leuchte Richtung Kamera und achte darauf dass ich selbst nicht angeleuchtet werde. Nun zeichne ich freihändig und frei nach nach Gefühl in der Luft einen Baum. Wenn ich denke ich habe diesen einen Baum soweit fertig, verdecke ich mit meiner Hand wieder den Lichtkegel, bewege mich ein paar Schritte und mach wieder eine Zeichnung. Das wiederhole ich so oft, wie ich möchte. Du musst dir natürlich das Bild im Kopf etwas vorstellen können und radieren geht auch nicht. Wenn ich der Meinung bin das reicht, gehe ich gemütlich aus dem Bild heraus. Lichtkegel ist ja noch verdeckt, oder die Taschenlampe ist AUS. Die Kamera nimmt immer noch weiter auf. Nach dem ich nun aus dem Bild heraus gegangen bin, vielleicht sogar wieder hinter der Kamera stehe, drücke ich zum zweiten mal den Auslöser an der Fernbedienung und die Kamera schließt den Verschluss. Das Bild mit der Zeichnung ist im Kasten. Ich beurteile nun meine lustige Zeichnung und schau, wo habe ich angefangen, wo habe ich aufgehört und wie ist die Wirkung, Danach mache ich immer wieder neue Zeichnungen und tobe mich einfach aus. Da wie im BULP Modus sind haben wir keine Eile und wenn Du Farbe in die Zeichnung bringen willst, leuchte zwischen deinen Fingern. So bekommst etwas rote Farbe rein, oder Du nimmst irgendwelche farbigen Folien mit und hälts diese vor die Taschenlampe.
Du kannst natürlich auch Texte schreiben. Das macht sehr viel Spaß, erfordert aber etwas Übung. Du musst spiegelverkehrt denken und schreiben, dabei natürlich Größe und Abstand der Buchstaben berücksichtigen. Nimm das ganze nicht zu ernst und sei ein wenig wieder ein Kind.
Feuer und Foto
In der Fotografie gibt es noch sehr viele weitere Möglichkeit, Lichtspuren einzufangen. Hier sieht man Lichtspuren, erzeugt durch Feuer und Stahlwolle. Das erfordert jemanden, der behutsam, ordentlich und fachgerecht unter Einhaltung von Sicherheitsmerkmalen mit dem Feuer spielt. Du als Fotograf kannst dich auf die Einstellungen konzentrieren. Bei solchen Aufnahmen musst Du sehr schnell die Verschlussseiten an die Bewegungen des Gegenüber anpassen und ändern.
Bevor ihr sowas macht, BITTE immer an die Gefahren denken. Verbrennungen oder etwas in Brand setzen will keiner und das kann nicht nur schmerzhaft, sondern auch teuer enden. Macht sowas am besten in einer Gruppe. Da hat bestimmt einer Erfahrung und kann das etwas kontrollieren. BITTE hört auf seine Anweisungen. Sucht euch für sowas auch eine Location im freien, nicht zu nah an leicht brennbaren Objekten. Kalte Jahreszeiten sind auch besser geeignet als der warme Sommer. Bisschen Stahlwolle, ein Schneebesen aus der Küche, befestigt an eine starke Schnur und ein paar weitere Zutaten und schon kann man richtig viel Spaß haben. Die Stahlwolle kommt in den Schneebesen rein und muss dann angezündet werden. Diese fängt an zu glimmen. Nun kann man das ganze wie ein Lasso mit der Schnur zu schwingen und die Funken springen um einen herum. In dieser Zeit nimmt die Kamera das Bild auf. Das Ergebnis ist immer wieder aufregend.
Feuershow
Ich wünsche euch viel Spaß beim Nachmachen und Probieren. Vielleicht hat der eine oder der andere Fragen oder Anregungen. Schreibt es in die Kommentare.